Ulf Wendel

Peugeot 307: Gut gebrüllt, Löwe

Meine Familienangehörigen hatten sich eine Ãœberraschung nach der nächsten für dieses Wochenende ausgedacht, was dazu führte, daß ich rund 750km in einem Peugeot 307 unterwegs war. 750km sind zwar Nichts im Vergleich zu den Wochenendwerten von über 2.000km pro Wochenende, die es noch vor einem Jahr gab, aber dennoch genug. Gut, daß es für diese Strecken einen französischen Reisewagen gab.

Kurzbericht

Es ist nicht das erste Mal, daß Hertz uns einen Peugeot 307 anvertraut. Eine Zeit lang war dieser Wagen sehr dominant beim Autovermieter vertreten. Dies führte dazu, daß ich den Wagen bereits mit 1.6l Benziner und 1.6l Diesel in klassischer Kompaktbauweise als auch als 307SW in Kombiform gefahren bin. Insgesamt dürften es fast 4.000 Kilometer gewesen sein, die wir in dem Wagen schon von der Nordseeküste über München bis hinunter in die Toskana zurückgelegt haben. Immer wieder nehme ich den Schlüssel des 307 gerne entgegen. Diesmal gab es einen 307 2.0 HDI mit 136 Diesel PS und Haifischmaul (Facelift).

Der 307 verwöhnt die Frontpassagiere mit einem außergewöhnlich gutem Raumgefühl, ordentlichen, nicht zu kleinen Sitzen und leisen, kultivierten Dieselmotoren. Die Hinterbänkler sitzen gut, selbst mit 1,80 Meter Größe gibt es noch ausreichend Kopf und Beinfreiheit, um ein paar Stunden Fahrt ohne Klagen zu beanstanden. Der Klasse entsprechend ist der Platz nicht üppig aber angemessen. Das Gepäck der bis zu vier Passagiere, läßt sich gut im subjektiv großen Kofferraum (341l) verstauen.

Als Fahrer heißt es entspannen. Sitz und Spiegel einstellen, Lichtautomatik an, Scheibenwischerautomatik an, Gang einlegen und entspannt in Richtung Reiseziel gleiten. Es gibt nichts was mich wirklich stört an diesem Auto. Mit der 1.6l, 109 PS Motorisierung ist man unaufgeregt und angemessen unterwegs. Wer so reist, wird selten mehr als 6.5l Diesel verbrauchen, eher noch weniger. Der 2.0l Diesel verleitet zu einer forschen Fahrweise, was sich im Verbrauch niederschlägt. Es gibt kaum einen hörbaren Unterschied zwischen 80 km/h und 130 km/h. Der starke Diesel absolviert den den Zwischenspurt selbst im 6. Gang so schnell, daß Punkte in Flensburg fast zwangsläufig folgen. Wer so unterwegs ist und – wie üblich – mit viel Anlauf die Höchstgeschwindigkeit ausfährt, sollte mit 8,5l Verbrauch auf 100 km rechnen.

Das Fahrwerk ist im gesamten Geschwindigkeitsbereich Herr der Lage. Alles ist etwas weicher und komfortabler, aber nicht unbedingt schlechter. Das ESP hält den Wagen gut in der Spur und versteht auch die üblichen Probleme von jedem Fronttriebler mit starkem Motor in Griff zu halten. Traktionsprobleme treten nicht unangenehm in Erscheinung auf wie z.B. beim Anfahren mit einem VW Dieselmodell. Jetzt im November, wo die Straßen rutschiger werden, sollte man dennoch daran denken, daß 136 PS viel Arbeit für die Räder bedeuten und sich im Extrembereich auf ein Untersteuern des Wagens einstellen. Aber rasen ist nicht die Domäne des 307. Er kann es und die Dorfjugend hat keine Chance mit ihren schwarz abgeklebten Oldtimern, aber es macht keinen richtigen Spaß den Peugeot 307 im Extrembereich zu bewegen. Durch die hohe Bauform bedingt ist der 307 anfällig für Seitenwind und bei der Höchstgeschwindigkeit von 202 km/h greift man mit zwei Händen ans Lenkrad.

So positiv wie das Urteil über die Beschleunigung ausfällt, so angenehm fällt die Ãœberraschung für den Erstfahrer auf, wenn bei einer Vollbremsung der Wagen kräfitg verzögert, gut kontrollierbar bleibt und automatisch die Warnblinkanlage aktiviert. Damit sind wir wieder beim Anfang des Blogeintrags: reinsetzen und entspannen mit Klimautomatik, Lichtautomatik, Scheibenwischerautomatik, Warnblinkautomatik. Beim Peugeot 307 bleibt auch nach dem Facelifting alles beim Alten. Das Haifischmaul macht aus dem Auto keinen Sportwagen. Der 307 ist und bleibt ein toller Reisewagen.

Schwächen zeigen sich erst beim Preis von mindestens 20.000 Euro und bei den Berichten über die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs.

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