Wieder einmal: Urlaub in Italien. Wieder einmal: viel zu kurz. Wieder einmal: Regen bei der Rückkehr nach Hamburg. Wieder einmal: das Oktoberfest verpasst.
Ein paar Bilder dokumentieren die Reise nach Rom und Umgebung (Capri, Amalfiküste, Hinterland, Sommersitz des Papstes).
Am ersten Abend, am Tag der Anreise, sind wir einfach nur ins Hinterland von Rom geflüchtet. Eine typische Naherholungsregion, die dem Harz gleicht. Nur ein italienischer Harz ohne Hexen dafür aber mit Kirchen und Heilquellen. Am folgenden Tag hat es uns ein paar Kilometer südlich in den Geburtsort des Heiligen Thomas von Aquin verschlagen. Ein kleines Nest in den Hügeln, dessen Berg eine Burgruine aus dem 15. Jahrhundert ziert und das über ein kleines 3-Zimmer Hotel mit hervorragendem Restaurant verfügt. Ein romantisch, verschlafenes Nest.
Es ist sehr schwierig durch Italien zu reisen ohne auf jedem Kilometer über eine historische Städte zu stolpern. Ich verkürze den zweiten Reisetag deshalb auf ein Bildchen mit weißen Tauben, die durch Futter angelockt, den Innenhof eines Klosters mit Frieden beseelen sollen, während die Wärter mit grellen Trillerpfeifen versuchen Touristen zur Ruhe zu mahnen.
Am Folgetag haben wir Strecke gemacht: Neapel, Pompei, Vesuv, alles haben wir links liegen gelassen und erst an der Amalfiküste gestoppt. In Höhe von Neapel haben wir uns kurz verfahren und sind von der Autobahn Richtung Hafen durch die Stadt gefahren. Bei aller Schönheit der Amalfiküste (Capri) darf man nie vergessen, daß der Süden von Italien eine arme Region ist.
Wäre Süditalien ein eigenes Land, dann wäre es mit Abstand das Armenhaus der Europäischen Union. 7 Millionen Süditaliener leben von weniger als 550 Euro pro Monat. Abseits der Autobahn sieht man nicht nur den berüchtigten Verkehr sondern auch die Armut. Die Amalfiküste ist eine der wenigen Ausnahmen. Hier zahlen Touristen 550 Euro pro Nacht für die Luxushotels. So grausam es klingt: das schafft Arbeitsplätze. Will man weniger als 100 Euro pro Nacht im Hotel zahlen, dann bleibt nur Bed&Breakfast. Wir hatten Glück und haben nach langer Suche ein wahre Mama-Miracoli “Agriturismo” entdeckt. Erst war ich sehr skeptisch über das Restaurant in dem Mama-Miracoli zu Preisen kochte für die es unten am Wasser nur Postkarten gab. Doch als das Essen im Bauch verschwunden war, war alle Skepsis weg: italienische Hausmannskost. Lecker!
Wenn man sich Mitte-Links auf dem Stiefel bewegt, kann man Capri nicht auslassen. Halt! Das stimmt nicht ganz. Man kann es auslassen. Ja, es ist schön, aber es ist selbst Mitte September in der Nebensaison gnadenlos überlaufen und selbst Helgoland könnte noch lernen wie man Tourismus betreibt. Landschaftlich ist Capri sehr sehenswert. Aber die Amalfiküste steht der Insel kaum nach und man kann sich die 25,– Euro Schiffahrt (pro Person) bei Bedarf auch sparen. Jede mit dem Auto zugängliche Bucht der Amalfiküste ist vom Tourismus plakatiert, doch ein paar nur zu Fuß erreichbaren Ecken gibt es noch. Die Fotografien in einer Bar im Hinterland sprachen Bände. Und auch der Espresso war in der Bar noch bezahlbar und der selbstgemachte, wahrliche leckere Zitronenlikor zu 8,– Euro wäre ein Schnäppchen gewesen im Vergleich zu den 12,– Euro in den Tourismuszentren.
Deshalb: wenn Capri, dann die weniger überfüllten Rundwege zu Fuß erobern. Wem das nicht liegt, der kann sich auch mit den Preisen der Blauen Grotte den gesamten Tag lang vergnügen . Katzengejaule und schwimmende Kasse inklusiv in den 8,50 Euro für 60 Sekunden Ruderboot.
Neapel selbst haben wir ausgelassen. Ohne Begleitung durch einen Einheimischen ist dies nach wie vor kein Ort für “This is not an Italian. He looks like an English Men.” Den Vesuv, den einzigen aktiven kontinentalen Vulkan in Europa hingegen konnten wir nicht links liegen lassen. Von der Bed&Breakfast Unterkunft aus, dessen Sicherheitsaustattung in Erinnerung bracht wo wir waren, hatten wir einen fantastischen Blick auf den Vesuv.
Rom, das den Abschluss der Reise bildete, könnte man eine ganzen Monat widmen. Ich habe fast schon das Tempo eines amerikanischen Touristen aber Rom in drei Tagen ist unmöglich. Es gibt zu viel zu sehen. Am Ende der S-Bahn Linien, in den Hotels die nicht mehr im historischen Zentrum liegen, gibt es sogar noch das eine oder andere Restaurant in dem sich ohne Touristenaufschlag speisen läßt. Rom im Sommer? Das muß der pure Horror sein! 25 Grad waren immer noch ausreichend. Und das sagt jemand der auch schon das Auto in der Parkgarage bei 42 Grad im zweiten Untergeschoß abgestellt hat.
Und sonst? Liebe Deutsche Autofahrer, wenn ihr schon im deutschen Großstadtverkehr die Nerven verliert, kommt nicht auf die Idee in Italien Auto zu fahren. Ich habe schon einige tausend Kilometer in Norditalien hinter mir, inklusiv Bologna, Modena, Parma, Ferrara, Mantua und Verona. Aber ab Rom ändert es sich nochmals. Am Ende des Urlaubs hatte ich mich gut aklimatisiert. “Motorini”, Rollerfahrer, müssen sich selbst um ihr Leben kümmern. Es wüseln zu viele rum als das man sich um alle kümmern könnte. Zur Not macht man eine Vollbremsung. Verkehrszeichen sind unverbindliche Empfehlungen. Man fährt einfach langsam aber konstant in eine Kreuzung rein, bis es paßt. So machen es alle, die kein Hupkonzert hinter sich provozieren wollen. Am Berg hat man das Fenster offen. Hupsignale bedeuten: bitte rückwärts am Berg (hoch) , ein Bus kommt. Bei der Autovermietung stellt man kurzerhand fest: “only major damages are recorded”. Mist, da war ich wieder ein Tedesci. Ford Fusion, keine neuen Schäden, 6.5l Diesel auf 100km. Das konnte auch nur das Auto eines Touristen sein, jeder Italiener hat ein personalisiertes Auto mit sehr eigenen Schäden.